Globalisierung braucht Gestaltung

Kommentar von IV-NÖ Präsident Thomas Salzer: 

Österreichs Exportwirtschaft ist eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art. Die starke internationale wirtschaftliche Verflechtung unserer innovativen Industriebetriebe sichert Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land. Mit Blick auf die Zukunft scheint das für manche aber nicht mehr gesichert zu sein. Denn die Krisen der Gegenwart versetzen der Erfolgsgeschichte der Globalisierung einen starken Dämpfer. Jene, die bisher schon von „Deglobalisierung“ geredet haben, sehen sich bestätigt.

Nun wurde deutlich gemacht, dass die Globalisierung keine Einbahnstraße ist. Die Exporterfolge unserer Betriebe sind eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist der Beschaffungsmarkt: Wir brauchen für unsere Produktion schließlich die nötigen Roh- und Werkstoffe und sichere Lieferketten. Produzierende Betriebe stehen in ganz Europa vor der großen Herausforderung, am Beschaffungsmarkt neue Wege zu gehen. Gelingt das nicht, sind Unternehmen und Arbeitsplätze in Gefahr. 

Das zeigt: Die Globalisierung ist ein Wachstums- und Wohlstandsmotor für die Welt, der auf Voraussetzungen basiert. Fehlen diese Voraussetzungen – wie sichere Material– und Rohstoffversorgung – kann aus dem Segen der Globalisierung schnell ein Fluch für unser aller Wohlstand werden. 

Die Konsequenz kann freilich nicht sein, nur mehr in regionalen Zusammenhängen zu operieren. Wir brauchen eine aktive Gestaltung der Globalisierung, die fairen Wettbewerb ermöglicht. Ein wichtiges Instrument dazu sind internationale Handelsabkommen. Verhandlungen laufen u.a. mit Australien, Neuseeland und Indonesien. Bei den G7-Gesprächen zur Reform der Welthandelsorganisation (WTO) standen auch Lieferketten und fairer Wettbewerb am Programm. Die europäische Politik muss mit voller Kraft dafür sorgen, dass mehr Handelsabkommen sichere Lieferketten und Beschaffung gewährleisten – und die Globalisierung für uns wieder eine Erfolgsgeschichte sein kann.