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„Wir arbeiten für die Fabrik der Zukunft“

Franz Chalupecky, Vorstandsvorsitzender der ABB AG, über den neuen Österreich-Hauptsitz in Wiener Neudorf, smarte Häuser und die kulturelle Vielfalt in einem Konzern. - Interview aus den iv-positionen (Ausgabe Mai 2019). 

Im März hat die ABB den neuen Österreich-Hauptsitz in Wiener Neudorf eröffnet. Warum gerade dort?

Die Wahl des Standortes für die neue Zentrale war vorgegeben, da ABB dieses Grundstück bereits seit den 50er Jahren besitzt und auch hier die ersten Wurzeln der damaligen BBC waren. Das Land NÖ und die Gemeinden Wiener Neudorf und Mödling sind uns bei Infrastrukturthemen entgegengekommen, sodass die öffentliche Anbindung an den Bahnhof Mödling, aber auch an die Badner Bahn und die Busverbindungen optimal ausgebaut werden konnten.

Zu den großen Zukunftstrends, mit denen sich die ABB beschäftigt, zählen die Energiewende, Industrie 4.0 und Smart Mobility. Was bedeutet das für die Produktion der Industrieroboter?

Als Zukunftstrend sieht ABB auch die „Fabrik der Zukunft“. Unser Ziel ist es, die Arbeit mit Robotern noch sicherer und gleichzeitig produktiver zu machen. Industrieroboter müssen zukünftig mit dem wachsenden industriellen Internet der Dinge verbunden sein und dabei datengesteuerte Analysen zur Verbesserung der Leistung, Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Hardware und Prozesse verarbeiten können.

Die ABB produziert auch High-Tech-Anwendungen für die Bereiche „Smart Home“ und „Smart Building“. Wie wird das Haus der Zukunft aussehen?

Beim Haus der Zukunft lassen sich Temperatur, Beleuchtung, Sicherheit aber auch E-Mobilität und andere verbundene Geräte zentral und nutzerfreundlich steuern. Durch die kontinuierliche Anpassung des Energieverbrauchs können 30 bis 60 Prozent an Energieeinsparungen erzielt werden.

 

Besonders stolz ist man bei ABB auf „YuMi“, einen kollaborativen Zweiarmroboter für die Kleinteilmontage. Die Roboterlösung umfasst flexible Greifhände, Teile-Zuführsysteme, kamerabasierte Teileerkennung sowie eine leistungsfähige Robotersteuerung.
Foto: ABB AG

 

Der Fachkräftemangel ist Thema, das viele Industrieunternehmen beschäftigt. Wie geht die ABB AG damit um?

Die ABB in Österreich ist grundsätzlich vom Fachkräftemangel nicht ausgenommen aber relativ gut vorbereitet. Die Kooperationen mit mehreren HTLs und Fachhochschulen bilden ein Rückgrat unserer Personalplanung und unseres Talent Managements. Ein ausgeprägtes Talent Management und Recruiting zählt weiter zu den absolut wichtigen Instrumenten für ein funktionierendes Personalmanagement.

Im Jahr 2017 hat die ABB AG das oberösterreichische Unternehmen Bernecker & Reiner gekauft. Insgesamt sind rund tausend Marken unter dem Dach der ABB AG vereint. Wie wirkt sich das auf die Unternehmenskultur aus?

Wenn ein internationaler Großkonzern wie ABB eine bis dahin familiengeführte und sehr erfolgreiche Firma wie B&R übernimmt, dann ist es kein Geheimnis, dass hier unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammenkommen. Da dies aber nicht die erste Akquisition von ABB war, hat der Konzern viel Erfahrung mit einer funktionierenden Integration von zugekauften Unternehmen. So ist es auch in diesem Fall und wir arbeiten täglich daran, die Vorteile beider Kulturen zu erhalten und nach Möglichkeit noch auszubauen und zu stärken.

Wenn Sie drei Dinge am Standort Niederösterreich ändern könnten, was würden Sie tun?

Wir fühlen uns auf unserem neuen Standort in Wr. Neudorf sehr wohl und alle unsere Erwartungen wurden erfüllt. Das Verhältnis zur Politik, aber auch zu den Behörden ist ausgezeichnet und damit fällt es schwer, Veränderungswünsche zu formulieren.

Wenn wir aber doch zwei Wünsche hätten, dann wäre einer die Infrastruktur in Hinblick auf die Gastronomie. In der Umgebung unseres Standortes fehlt es an Restaurants. Der zweite Wunsch geht in Richtung Verkehrskonzept, der in Hinblick auf den Individualverkehr und öffentlichen Verkehr mit Sicherheit einer Optimierung bedarf.

 

Über das Unternehmen:
ABB ist ein Technologiekonzern mit einem führenden Angebot für digitale Industrien. Aufbauend auf einer über 130-jährigen Tradition der Innovation präsentiert sich ABB heute als Technologieführer in digitalen Industrien mit vier kundenorientierten, weltweit führenden Geschäftsbereichen Elektrifizierung, Industrieautomation, Antriebstechnik und Robotik & Fertigungsautomation, die unterstützt werden durch seine übergreifende Digitalplattform ABB Ability™. Das Unternehmen ist in mehr als 100 Ländern tätig und beschäftigt weltweit etwa 147.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 340 in Wiener Neudorf. Zu den weiteren Österreich-Standorten zählen Graz, Wals, Klagenfurt und Innsbruck. Franz Chalupecky ist seit 2009 Vorsitzender des Vorstands der ABB AG Österreich, zuvor war er bereits seit 2000 Mitglied des Vorstands. www.abb.at