NÖ Industrie: Dämpfer für den Aufschwung  

Im ersten Quartal 2023 sackte das Konjunkturbarometer der IV-NÖ wieder nach unten. Der Grund ist die stagnierende Geschäftslage.

Der Weg der Konjunkturerholung nach den Krisen der vergangenen Jahre bleibt für die NÖ Industrie herausfordernd. Das zeigen auch die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) für das erste Quartal 2023, an der 47 Unternehmen mit insgesamt 24.299 Beschäftigten teilgenommen haben.


Foto: IV NÖ

Das Konjunkturbarometer, mit dem das Geschäftsklima als Mittelwert zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten erfasst wird, sackte von +7,4 auf +1,4 Punkte ab. „Der Grund dafür ist eine stagnierende Geschäftslage. Es herrscht eine anhaltende Nachfrageschwäche und ein rückläufiges Neugeschäft. Auf der anderen Seite ist eine Verbesserung des internationalen Umfeldes spürbar, wovon die stark exportorientierte niederösterreichische Industrie profitieren wird“, sagt IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.


Ein vertiefender Blick zeigt, dass sich die Lage in den Industrieunternehmen unterschiedlich gestaltet – abhängig von der Branche. „Es gibt Betriebe, die sehr gut unterwegs sind und sich auf Wachstumskurs befinden. Dazu zählen Unternehmen, die im Energiebereich – angefangen von Photovoltaik und Wärmepumpen bis hin zu Öko-Energie – oder auch im Service-Technik-Bereich tätig sind“, so Salzer. Anders sieht hingegen in der energieintensiven Industrie, beispielsweise in der Automotiv-, Papier- oder Chemiebranche, aus. „Hier haben die Unternehmen massive Sorgen, da die Aufträge stark zurück gegangen sind. Große Fragezeichen gibt es außerdem in der Bauindustrie, wie es in den nächsten Monaten weitergeht.“

Getrübte Einschätzungen zur Geschäftslage

Die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage hat sich laut Umfrage in den Industriebetrieben von +46 Punkten auf +2 Punkte stark verschlechtert. Nur 19 Prozent der Unternehmen bewerten die derzeitige Geschäftslage noch mit „gut“ (Q4/2022: 57 Prozent), 63 Prozent beurteilen sie mit „befriedigend“ (Q4/2022: 31 Prozent) und 18 Prozent mit „schlecht“ (Q4/2022: 12 Prozent). 

Foto: IV NÖ


Was den Ausblick auf die kommenden sechs Monate betrifft, so hat sich die Stimmung von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend von -31 Punkten auf +1 Punkt zumindest soweit verbessert, dass sie nicht mehr auf Rezessionsniveau liegt.


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Grund dafür ist, dass nun mit 24 Prozent deutlich mehr der Befragten eine günstigere Geschäftslage erwarten (Q4/2022: 3 Prozent). Mit 53 Prozent geht rund die Hälfte der Betriebe – und damit die Mehrheit - von einer „gleichbleibenden“ Situation aus, 23 Prozent rechnen mit einer abermaligen Verschlechterung. Den aktuellen Auftragsbestand bewerten 26 Prozent der Befragten mit „gut“ (Q4/2022: 56 Prozent). Angesichts dieses Konjunkturbildes halten die Unternehmen an einer vorsichtigen Produktionsplanung fest.

Verbesserung des internationalen Umfeldes

Im Gegensatz dazu verbessert sich das internationale Umfeld für die NÖ Industrie, wie das Umfrageergebnis zu den Auslandsaufträgen zeigt, dessen Saldo von +19 Punkte auf +41 Punkte gestiegen ist. 


Foto: IV NÖ

Mit 47 Prozent bewertet mittlerweile fast die Hälfte den diesbezüglichen Stand in den Auftragsbüchern mit „gut“ (Q4/2022: 34 Prozent), 27 Prozent mit „saisonüblich“ (Q4/2022: 52 Prozent). Für 12 Prozent ist er weiterhin „zu niedrig“ (Q4/2022: 14 Prozent). Bei 14 Prozent der befragten Unternehmen sind keine Exporte üblich.


„Die nö. Industrie produziert für den Weltmarkt. Allerdings sind hier bei uns in Österreich die Energiepreise immer noch rund zwei-, dreimal höher als vor der aktuellen Energiepreiskrise. Und vor allem liegen sie deutlich über dem Niveau anderer Regionen wie den USA und Asien. Das ist für den internationalen Wettbewerb ein Problem“, unterstreicht Salzer und fordert die Politik zu weiteren Maßnahmen im Energiebereich auf. „Die sichere Versorgung mit kostengünstiger Energie ist nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft ein bestimmender Umstand für die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Niederösterreichs.“

Große Zukunftschancen sieht Salzer im EU-Mercosur-Freihandelsabkommen, das gerade verhandelt wird. „Gerade für die stark exportorientierte NÖ Industrie würden sich damit neue Möglichkeiten auftun.“

Mehr Unternehmen wollen Beschäftigungsstand erhöhen

Die Detailergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass vermehrt Unternehmen ihren Beschäftigungsstand in den nächsten drei Monaten erhöhen wollen (Q1/2023: 19 Prozent, Q4/2022: 3 Prozent).


„Es ist ermutigend zu sehen, dass immerhin knapp ein Fünftel der Unternehmen mit einem höheren Beschäftigungsstand in den nächsten drei Monaten rechnet. Allerdings bleibt abzuwarten, ob diese Unternehmen angesichts des akuten Fachkräftemangels tatsächlich in der Lage sein werden, genügend qualifizierte Fachkräfte zu finden, um diese Stellen besetzen zu können“, so Salzer.

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Was die Erwartungen zu den Verkaufspreisen anbelangt, so könnte es in Richtung Stabilisierung gehen. Nur mehr 30 Prozent der Respondenten auf die entsprechende Frage gehen von weiteren Erhöhungen aus (Q4/2022: 53 Prozent), 46 Prozent rechnen mit gleichbleibenden und 12 Prozent mit fallenden Preisen.

Insgesamt bewerten die meisten niederösterreichischen Industrieunternehmen ihre aktuelle Ertragssituation als maximal „durchschnittlich“. In den kommenden sechs Monaten rechnen die Betriebe nur mit geringen Änderungen zum Status quo, zumindest sind die Erwartungen aber nicht mehr ganz so pessimistisch wie im Vor-Quartal.


Die IV-Konjunkturumfrage: Befragungsmethode

Die Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, fand zwischen 9. März und 6. April 2023 statt. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.