Der IV-Wirtschafts-Salon beschäftigte sich mit den zentralen aktuellen Herausforderungen angesichts ökonomischer Verwerfungen und eines sich verschärfenden globalen Wettbewerbes. Die Sicherung von nationalen wie internationalen Lieferketten, die Versorgung mit sauberer Energie und zeitgemäßen Infrastrukturen sowie die Rolle, die Niederösterreichs Wirtschaft und Industrie dabei einnehmen, bilden den Schwerpunkt des IV-Wirtschaftssalons. Unter der Leitung von ORF-Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz diskutierten Kari Ochsner (IV-NÖ), Andreas Matthä (ÖBB), Achim Kaspar (Verbund), Hanna Zamazeeva (Staatliche Energieagentur Ukraine) unter anderem den Wiederaufbau der Ukraine.
In seinem Eröffnungsstatement ging Kari Ochsner auf die Chancen für Österreichs Industrie ein.
„Es gibt drei große Konjunkturchancen in Europa, die wir als österreichische Industrie nutzen müssen“, betont er. „Erstens plant Deutschland, unser wichtigster Exportpartner, 500 Milliarden Euro in die Modernisierung seiner Infrastruktur zu investieren. Zweitens stärkt die EU ihre Verteidigung mit 800 Milliarden Euro – was nicht nur militärische, sondern auch infrastrukturelle Projekte wie den Ausbau von Kasernen umfasst und große Chancen für heimische Betriebe bietet, ohne dass ein Konflikt mit der Neutralität entsteht. Drittens ist der Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg mit bis zu 700 Milliarden Euro ein gigantisches Vorhaben, das größte Wiederaufbauprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg.“
Im Rahmen einer IV-NÖ-Delegationsreise war Ochsner im Frühling selbst vor Ort: „Dieser Besuch hat mich doppelt bewegt: Das Leid, das durch den russischen Angriffskrieg entstanden ist, ist erschütternd. Gleichzeitig spürt man einen ungebrochenen Optimismus und den klaren Willen, Teil des westlichen Europas zu sein. Beim Wiederaufbau wird alles gefragt sein – von Energie- und Gebäudetechnologien über Schienen- und Straßeninfrastruktur bis hin zur Expertise in den Erneuerbaren. Hier kann die Industrie in Niederösterreich und in ganz Österreich mit ihrem Know-how, ihrer Innovationskraft und ihrer internationalen Erfahrung einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dieser Vorhaben leisten.“
Achim Kaspar, Vorstand des Verbund, besuchte die Ukraine, um sich ein eigenes Bild vom Fortschritt beim Wiederaufbau der Energieinfrastruktur zu verschaffen. „Europa ist aufgewacht und hat erkannt, dass bequeme Abhängigkeiten und Regulierung keine Versorgungssicherheit schaffen. Um die Chancen der Transformation zu nutzen, müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen: Binnenmarkt, Innovationskraft und Zusammenarbeit. Es ist an der Zeit, Europa wieder über Leistung, Chancen und Wettbewerbsfähigkeit zu positionieren“, so Achim Kaspar.
Hanna Zamazeeva, Head of State Agency on Energy Efficiency and Energy Saving on Ukraine, sprach sich ausdrücklich für eine verstärkte Zusammenarbeit mit österreichischen Unternehmen aus. „Ich besuche das Europa-Forum Wachau, um Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Energie, Energieeffizienz und Dekarbonisierung zu finden. Die Ukraine ist an österreichischen Technologien und Ausrüstungen interessiert und möchte österreichische Hersteller in den ukrainischen Markt einbinden. Ziel ist eine Win-Win-Zusammenarbeit, unter anderem durch gemeinsame finanzielle Instrumente und die Einbindung lokaler Finanzinstitute beider Länder“, so Hanna Zamazeeva.
Der Vorstandsvorsitzende der ÖBB, Andreas Matthä, unterstrich die zentrale Bedeutung der Bahn.
„Damit Europa auch im Bahnwesen ein Europa wird, brauchen wir Bahnen mehr Europa. Das heißt mehr einheitliche Standards, denn am Ende braucht auch Europa mehr Bahn. Wie sehen das im Klimawandel, wir sehen das aber letztlich auch in der gesamten Frage der Resilienz und auch in der Versorgungssicherheit. Die österreichische Bahnindustrie als viertgrößtes Exportland für Bahnindustriegüter ist ein wichtiger Partner auch für die Modernisierung des ukrainischen Bahnnetzes. Wir stehen gemeinsam bereit, hier unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen“, so Andreas Matthä.