Die niederösterreichische Industrie befindet sich weiterhin in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Die aktuelle IV-NÖ-Konjunkturumfrage für das vierte Quartal 2024 zeigt ein differenziertes Bild: Während sich die Auslandsaufträge deutlich verbessert haben, bleibt die Lage bei der Produktionstätigkeit, den Investitionen und der Ertragslage weiterhin angespannt.
Die Konjunkturumfrage, an der 39 Unternehmen mit insgesamt 18.188 Beschäftigten teilgenommen haben, macht deutlich, dass sich der Wirtschaftsstandort Niederösterreich in einer kritischen Phase befindet. Das Konjunkturbarometer, mit dem das Geschäftsklima als Mittelwert zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten erfasst wird, ist zum Ende des vergangenen Jahres nochmal gesunken und liegt weiter im negativen Bereich bei -15,0 Punkten.
„Die Belastungen für die Betriebe durch hohe Energie- und Arbeitskosten sowie regulatorische Hürden sind weiterhin enorm. Wir sehen, dass die Unternehmen kaum Spielraum für Investitionen und Neueinstellungen haben, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unverändert herausfordernd bleiben“, erklärt IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither.
Die Analyse der vergangenen Monate zeigt, dass sich die Geschäftslage insgesamt weiter eingetrübt hat. Die derzeitige Geschäftslage wird in Q4 von 41 % der Unternehmen als schlecht und von 40 % als durchschnittlich bewertet, was zu einem negativen Saldo von -22 Punkten führt (Q3: -20 Punkte). Auch der Auftragsbestand bleibt problematisch mit einem Saldo von -18 Punkten in Q4 (Q3: -21 Punkte).
Positiv hervorzuheben ist die deutliche Verbesserung bei den Auslandsaufträgen, deren Saldo von -29 Punkten in Q3 auf +12 Punkte in Q4 gestiegen ist. Dies deutet darauf hin, dass die internationale Nachfrage gestiegen ist, was insbesondere für exportorientierte Unternehmen von Bedeutung ist.
Während sich die Exportmärkte leicht erholen, trüben sich die Erwartungen für die kommenden Monate weiter ein. Die Prognose für die Produktionstätigkeit in drei Monaten fällt im vierten Quartal mit einem Saldo von -14 Punkten deutlich schlechter aus als noch im dritten Quartal, wo sie bei +1 Punkt lag. Auch die Produktionskapazität in drei Monaten zeigt eine Verschlechterung von -8 Punkten in Q3 auf -15 Punkte in Q4.
Die Ertragssituation hat sich zwar leicht entspannt, bleibt aber weiter negativ. Während der Saldo für die derzeitige Ertragssituation von -26 auf -15 Punkte gestiegen ist, bleibt die Erwartung für die kommenden sechs Monate mit einem Saldo von -11 Punkten weiterhin negativ (Q3: -22 Punkte). Dies zeigt, dass sich zwar eine gewisse Stabilisierung abzeichnet, aber von einer echten Erholung keine Rede sein kann.
Die Detailergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass mit 42 Prozent weniger als die Hälfte der Unternehmen ihren Beschäftigungsstand in den nächsten drei Monaten nicht verändern werden. 40 Prozent gehen sogar von einem Personalabbau aus, nur 18 Prozent der befragten Unternehmen planen, Mitarbeiter einzustellen.
Die Erwartungen zu den Verkaufspreisen sind gemischt: Nur 15 Prozent der Unternehmen erwarten eine Erhöhung, während 25 Prozent von sinkenden Verkaufspreisen ausgehen. 60 Prozent rechnen mit unveränderten Gegebenheiten.
Die IV-NÖ fordert angesichts der anhaltenden Herausforderungen dringend Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Dazu gehören eine spürbare Senkung der Lohnstückkosten, ein umfassender Abbau bürokratischer Hürden und gezielte Investitionsanreize, um die Produktionskapazitäten zu sichern.
Die IV-NÖ wird sich auch im neuen Jahr intensiv für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen einsetzen. „Wir können es uns nicht leisten, weiterhin nur auf kurzfristige Maßnahmen zu setzen. Es braucht eine klare industriepolitische Strategie von der nächsten Bundesregierung, die sicherstellt, dass Österreich als Wirtschafts- und Produktionsstandort attraktiv bleibt“, betont IV-NÖ-Geschäftsführerin Mag. Michaela Roither. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen eindeutig, dass unsere Wirtschaft und die Arbeitsplätze vom Export abhängig sind. Deshalb sind der EU-Binnenmarkt und der Ausbau weiterer Handelsabkommen für unser Land so enorm wichtig“, erklärt Roither abschließend.
Die IV-Konjunkturumfrage Befragungsmethode:
Die Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, fand zwischen dem 9. Dezember 2024 und dem 3. Jänner 2025 statt. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.