Die niederösterreichische Industrie zeigt im 2. Quartal 2025 erste Anzeichen einer leichten Stabilisierung, bleibt aber weiter unter starkem Kostendruck. Das aktuelle Konjunkturbarometer ist mit -15 Punkten noch im negativen Bereich, hat sich aber gegenüber dem Vorquartal (-20,4 Punkte) etwas verbessert. „Die Ergebnisse deuten auf eine Stabilisierung hin, auch wenn von einer nachhaltigen Erholung noch keine Rede sein kann. Von einem für die Unternehmen wirtschaftlich tragfähigen Niveau sind wir weit entfernt. Die Lage bleibt insgesamt sehr schwierig und für viele Betriebe belastend“, berichtet IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither.
Die IV-NÖ-Konjunkturumfrage für das 2. Quartal 2025, an der 41 Unternehmen mit 18.641 Beschäftigten teilgenommen haben, zeichnet ein gemischtes Bild. Die derzeitige Geschäftslage hat sich leicht verbessert und liegt nun bei -23 Punkten (Q1: -27 Punkte). Auch der Ausblick auf die kommenden sechs Monate fällt etwas optimistischer aus als zuletzt und erreicht -7 Punkte nach -14 Punkten im Vorquartal.
Gleichzeitig hat sich der Auftragsbestand deutlich eingetrübt und liegt mit -19 Punkten (Q1: -10 Punkte) auf einem der schlechtesten Werte seit der Corona-Pandemie. Die Entwicklung bei den Auslandsaufträgen hat sich von -25 Punkten auf -15 Punkte verbessert, ist aber noch nicht als nachhaltiger Trend zu werten.
Auch bei den Produktionsindikatoren zeigen sich leichte Aufwärtstendenzen: Die Produktionstätigkeit in drei Monaten steigt auf -12 Punkte (Q1: -18 Punkte) und auch die Produktionskapazität in drei Monaten verbessert sich auf -12 Punkte (Q1: -18 Punkte). Der Beschäftigungsstand in drei Monaten bleibt weiterhin deutlich negativ bei -24 Punkten, liegt aber über dem Vorquartal (-31 Punkte).
Die derzeitige Ertragssituation ist etwas positiver geworden und liegt nun bei -25 Punkten (Q1: -38 Punkte). Allerdings trübt der Ausblick das Bild deutlich: Die Ertragserwartung in 6 Monaten ist mit -24 Punkten (Q1: -10 Punkte) auf den schlechtesten Wert seit einem Jahr gefallen.
Die IV-NÖ sieht die kommenden Monate als entscheidend für den Standort: „Ohne wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen droht unsere stark exportorientierte und energieintensive Industrie international noch weiter zurückzufallen. Das hätte direkte Folgen: Verlieren Betriebe weiter Aufträge oder müssen sie Produktionen ins Ausland verlagern, gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren, sondern auch Einkommen und Kaufkraft – und damit ein wichtiger Teil unseres Wohlstands“, warnt Roither.
Die IV-NÖ fordert daher von der Bundespolitik, wirtschaftspolitisch offensiv zu bleiben und die angekündigten Reformen zügig umzusetzen. Neben der spürbaren Energiekostensenkung, einem konsequenten Abbau bürokratischer Hürden und keinen weiteren Kostenbelastungen braucht es auch ein maßvolles Vorgehen der Sozialpartner bei den kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen und Maßnahmen zur Attraktivierung der Vollzeitarbeit: „Arbeit muss sich wieder stärker auszahlen. Vollzeitarbeit muss finanziell klar besser gestellt sein als Teilzeitarbeit, und wer im Pensionsalter freiwillig weiterarbeiten möchte, sollte dafür steuerliche Anreize erhalten“, so Roither.
Denn trotz der schwierigen Lage sieht die IV-NÖ-Geschäftsführerin Chancen für die heimischen Betriebe, doch dafür muss der Standort funktionieren: „Deutschlands 500-Milliarden-Infrastruktur-Paket, die geplanten EU-Investitionen in Verteidigung und der Wiederaufbau der Ukraine eröffnen große Möglichkeiten. Diese Gelegenheiten müssen wir nutzen. Wenn wir uns klug positionieren, neue Märkte erschließen und Abhängigkeiten von einzelnen Wirtschaftsräumen verringern, kann unsere Industrie wieder deutlich an Dynamik gewinnen.“
Die IV-Konjunkturumfrage Befragungsmethode:
Die Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, fand zwischen dem 6. Juni 2025 und dem 3. Juli 2025 statt. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.