Nö. Industrie: Kämpfen um Standort und Wettbewerbsfähigkeit

Hohe Inflation, hohe Energiekosten und trübe Aussichten lassen das Konjunkturbarometer der IV NÖ im 3. Quartal 2023 sinken.

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV NÖ) für das zweite Quartal 2023, an der 38 Unternehmen mit insgesamt 22413 Beschäftigten teilgenommen haben, spiegeln die Realität der hohen Inflation wider und bestätigen eine Rezession in den produzierenden Betrieben.

Foto: IV NÖ

Das Konjunkturbarometer, mit dem das Geschäftsklima als Mittelwert zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten erfasst wird, sinkt heuer zum dritten Mal in Folge auf -21 Punkte und ist somit bisher im Jahr 2023 noch nie gestiegen.

Die Konjunkturumfrage bestätigt unsere Befürchtungen und zeigt einmal mehr, warum es so wichtig ist, jetzt massiv gegen die hohe Inflation und die aktuelle Rezession im Land vorzugehen“, sagt IV NÖ-Präsident Thomas Salzer. „Der Ausblick auf die kommenden 6 Monate hat sich massiv verschlechtert und nur mit effektiven und raschen Maßnahmen, wie einer Reduktion der Energiepreise könnten wir die Rezession der Industrie in den meisten Branchen noch abfangen. Der Energiekostenzuschuss 2 wird uns heuer nicht mehr retten“, warnt Thomas Salzer in Richtung der Politik.  

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Detail

Die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage hat sich laut Umfrage in den Industriebetrieben zwar von -11 Punkten auf +1 Punkte leicht verbessert. Die Meinung der Branchen ist jedoch sehr gespalten und beinahe perfekt gedrittelt. 34 Prozent der Unternehmen bewerten diese mit „gut“ (Q2/2023: 13 Prozent), 32 Prozent beurteilen sie mit „befriedigend“ (Q2/2023: 63 Prozent) und ein Drittel nämlich 34 Prozent mit „schlecht“ (Q1/2023: 24 Prozent). Der aktuelle Auftragsbestand ist von -2 Punkten im letzten Quartal auf +25 Punkte in diesem Quartal tatsächlich gestiegen. Sogar 47 Prozent der Unternehmen erachten ihn als „gut“ (Q2/2023: 21 Prozent).

Große Sorgen beim Blick auf die kommenden Monate

Jedoch blicken die Unternehmen mit großer Sorge in den kommenden Winter und werden sich auf eine harte Rezession vorbereiten. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate hat sich von schon sehr schlechten -26 Punkten auf -43 Punkte nochmal massiv verschlechtert und erreicht damit den zweitschlechtesten Wert seit Beginn der Umfrage. Grund dafür ist, dass nur mehr 2 Prozent der Befragten eine günstigere Geschäftslage bis zum Frühling erwarten (Q2/2023: 8 Prozent). 54 Prozent gehen von einer „gleichbleibenden“ Situation aus, 44 Prozent rechnen mit einer deutlichen Verschlechterung (Q2/2023: 34 Prozent) und werden vermutlich Produktionskapazitäten und Personalstand senken. Das bestätigt sich auch in der Befragung zum Beschäftigungstand in 3 Monaten der von -19 Punkten in zweiten Quartal 2023 auf -24 Punkte gesunken ist.

Die Inflation ist nach wie vor ein großes Problem für die Industrie und stellt die Betriebe vor große Herausforderungen. Während die Auftragsbücher aktuell voll waren, ist die derzeitige Ertragssituation aufgrund von hohen Rohstoff- und Energiepreisen auf -20 Punkte gesunken und wird nur noch von 8 Prozent (Q2/2023: 14 Prozent) für gut befunden. Die Verkaufspreise in den nächsten 3 Monaten fallen auch kontinuierlich auf nun -22 Punkte (Q2/2023: -18 Punkte) und die Produktionstätigkeit in 3 Monaten sowie die Produktionskapazität in 3 Monaten bleiben jeweils negativ auf -25 Punkten beziehungsweise auf -15 Punkten.

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit muss gesichert werden

Erfolgreich sind die niederösterreichischen Betriebe mit ihrer hohen Exportquote im letzten Quartal im Ausland: Die derzeitigen Auslandsaufträge stiegen von -15 Punkte auf +30 Punkte an. Fast die Hälfte der Befragten, nämlich 49 Prozent, (Q2/2023: 12 Prozent) bestätigen die Lage als „gut“. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die heimischen Betriebe im globalen Wettbewerb mithalten können. „Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe ist durch die hohe Inflation und zu hohe Lohnabschlüsse massiv gefährdet. Wenn fast die Hälfte der Unternehmen eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten erwartet und aktuell nur die Auslandsaufträge einen guten positiven Zuwachs haben, müssen die Verantwortlichen in der Politik rasch reagieren, um den Wohlstand und die Arbeitsplätze im Land zu sichern!“, mahnt IV-NÖ Präsident Thomas Salzer und fordert wiederholt "eine Lösung für das Problem der hohen Energiepreise, die die Unternehmen zur Abwanderung zwingen".  

Die IV-Konjunkturumfrage: Befragungsmethode

Die Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, fand zwischen dem 8. September und dem 4. Oktober 2023 statt. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.