Das Exportland Österreich braucht eine stabile Luftfahrt

Die Corona-Pandemie setzt der Luftfahrt stark zu. Laut Experten wird die Luftfahrtbranche frühestens im Jahr 2024 am Vorcoronaniveau anknüpfen können – für viele Betriebe im Umfeld der Luftfahrt bedeutet das einen enormen Kraftakt, der am besten mit Innovation bewältigt werden kann.

Die Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) veranstaltete gemeinsam mit der Tageszeitung "Die Presse" eine Podiumsdiskussion zur Frage: „Ist das Ende der Luftfahrt, wie wir sie kennen, eingeläutet?“ Dazu begrüßte Moderatorin Eva Komarek, General Editor für Styria Trend Topics, eine hochkarätig besetzte Expertenrunde: Thomas Salzer, Präsident IV-Niederösterreich, Günther Ofner, Vorstand Flughafen Wien AG, Ernst Pucher, Professor am Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der TU Wien sowie Hannes Hecher, CEO Schiebel Elektronische Geräte GmbH und Robert Machtlinger, Vorstandsvorsitzender FACC AG. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner kündigte in einer Grußbotschaft politische Wirtschaftsunterstützung an, etwa mit dem Konjunkturprogramm Niederösterreich.

Viele Herausforderungen

In der Podiumsdiskussion kritisierte Flughafenvorstand Ofner, dass es in den sieben Monaten seit Ausbruch der Pandemie nicht gelungen sei, einheitliche Reiserichtlinien festzulegen. „Österreichs exportorientierte Industrie braucht eine funktionierende Luftfahrt, um Kontakte mit internationalen Kunden zu pflegen“, sagte IV-NÖ Präsident Salzer. Gerade in der Luftfahrtindustrie hat Österreich viele Hidden Champions, die teilweise in ihren Bereichen Branchenleader sind, wie etwa FACC AG und Schiebel Elektronische Geräte GmbH. FACC hat seinen Hauptsitz in Oberösterreich und entwirft und fertigt Leichtbaukomponenten und -systeme für Luftfahrzeuge. „Es gibt wohl kaum Flugzeuge, die ohne FACC-Technologie auskommen“, sagte Machtlinger. Das Wiener Unternehmen Schiebel Elektronische Geräte stellt u. a. unbemannte Luftfahrzeuge her. „Wir beobachten momentan eine wachsende Nachfrage nach kontaktlosen Frachtlieferungen“, sagte Hecher und sieht auch Potenzial für unbemannte Luftfahrt-Lösungen in stark kontaminierten Gebieten. „Dazu muss es aber gelingen, die Zulieferindustrie in Österreich am Leben zu halten.“

Innovationen fördern

Um erfolgreich aus der Krise zu kommen, müssen Österreichs Unternehmen um eine Einheit schneller sein als die Mitbewerber. Innovation gibt nicht nur die Möglichkeit, Krisen besser zu durchtauchen, sondern sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Hidden Champions investieren auch mitten in Krisen in F&E. Einig waren sich die Diskutanten, dass die Politik vor allem die Innovationskraft stärken muss, damit heimische Unternehmen im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben. Neben der staatlichen Unterstützung brauche es ein Umdenken vom Staat. Salzer wünsche sich, dass der Staat die Bürokratie zurückfahre und Unternehmen das Tätigsein erleichtern würde. „Unternehmen zahlen in Österreich vergleichsweise hohe Steuern. Da wäre es hilfreich, in der Krise die Steuerlast zurückzufahren.“ Löblich wären auch mehr Freiräume für Unternehmen. Eine Lenkung durch Förderung, aber auch durch Freiräume sei angesagt. TU Professor Pucher rückte auch das Thema Klimawandel in den Vordergrund. „Innovation wird auch nötig sein, wie man die Forderungen, die nun auf dem Tisch liegen, wie etwa die Klimarelevanz, erfüllen kann.“

 

Der Bericht entstand im Rahmen einer Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".