Viele unserer Mitglieder nehmen beim TRIGOS teil, dem Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen. Aus Sicht der Betriebe ist es heute zumeist selbstverständlich, dass verantwortungsvoll – und damit nachhaltig – gewirtschaftet wird. In der Politik lässt die Nachhaltigkeit leider oft zu wünschen übrig zu verlockend ist die kurzfristige Stimmenoptimierung. / Kommentar aus den "iv-positionen", Ausgabe Februar 2019.
Vor wenigen Wochen wurde die „Steuerreform 2020“ angekündigt, die auch im Regierungspakt ein wichtiges Element darstellt, um die Abgabenlast endlich zu senken. Bei der politischen Nachhaltigkeit hakt es aber noch. Eine Steuersenkung von 1,1 Milliarden Euro wird laut Agenda Austria bis zum Ende der Legislaturperiode bereits durch die kalte Progression aufgefressen. Wird diese nicht abgeschafft, können Politiker weiterhin alle fünf Jahre Steuerreformen politisch vermarkten, die in Wirklichkeit den Steuerzahlern nur das zurückgeben, was ihnen zuvor weggenommen wurde – eigentlich absurd!
Unser Steuersystem muss endlich einfacher und transparenter werden: Den meisten Arbeitnehmern ist nicht bewusst, wie viel der Dienstgeber tatsächlich für sie ausgibt. Sie sehen auf dem Lohnzettel nur das Bruttogehalt, netto bleibt auf dem Kontoauszug noch viel weniger übrig. Diese Diskrepanz ist nicht nur ein Standortnachteil, sondern verfälscht auch die Wahrnehmung von Leistung und Einkommen.
Bei der Einkommensverteilung steht Österreich übrigens erfreulicherweise sehr gut da: Laut Eurostat lag der Gini-Index, der die Ungleichverteilung von Einkommen in einem Land misst, im Jahr 2017 bei 27,9, der EU-Schnitt liegt bei 30,7. Je niedriger der Gini-Index, desto weniger Ungleichheit gibt es bei der Einkommensverteilung.
Allerdings ist das Geld- und Immobilienvermögen hierzulande ungleicher verteilt als die Einkommen, und der Vermögensaufbau ist aufgrund der hohen Steuerlast nicht einfach. Wünschenswert wäre, dass, anstelle über neue Steuern zu denken, Österreich endlich seine Ausgaben senkt, um in weiterer Folge die Steuerlast zu reduzieren. Verabschieden wir uns endlich vom josefinischen, allumsorgenden Staat und geben wir den Menschen die Möglichkeit, mehr vom sauer Verdienten zu haben und Besitz schaffen zu können.
Auch in wirtschaftlich guten Zeiten gibt unser Staat mehr aus als er einnimmt. Und damit wären wir wieder beim Thema Nachhaltigkeit. Ohne langfristige Perspektive wird die Steuersenkung von heute nämlich zur Steuererhöhung von morgen. Nebenbei wächst der Schuldenberg weiter an – und auch das hat nachhaltige Folgen, im negativen Sinn.