Das IV-NÖ-Konjunkturbarometer, mit dem das Geschäftsklima als Mittelwert zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten erfasst wird, ist im zweiten Quartal 2022 von -8 auf +5,1 Punkte leicht gestiegen. Bei den Detailergebnissen überwiegt jedoch der Pessimismus. An der Befragung, die die IV-Niederösterreich quartalsweise durchführt, haben dieses Mal 45 Unternehmen mit insgesamt 31.261 Beschäftigten teilgenommen.
Hohe Unsicherheit – Forderung nach dem Erschließen neuer Gasquellen
Der Bewertungssaldo für die Geschäftslage in sechs Monaten stieg zwar von -57 auf nunmehr -31 Prozentpunkte, liegt aber nach wie vor deutlich im negativen Bereich. Nur fünf Prozent der befragten Betrieben rechnen mit einer besseren, 60 Prozent mit einer durchschnittlichen und 35 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage in sechs Monaten. „Diese pessimistische Einschätzung für das nächste halbe Jahr ist vor allem auf die unkalkulierbare energiepolitische Lage zurückzuführen. Wir müssen daher so schnell wie möglich neue Gasquellen erschließen und den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben“, so Salzer.
Großteil rechnet mit schlechteren Erträgen bis Jahresende
Unzufrieden sind die befragten Unternehmen vor allem mit ihrer aktuellen und künftigen Ertragssituation: Bei der derzeitigen Ertragssituation sank der Bewertungssaldo von +7 auf -6 Prozentpunkte. Dabei bewerten 39 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Ertragssituation als schlecht; nur 33 Prozent sind damit zufrieden. Noch pessimistischer wird die Entwicklung der Einnahmen in sechs Monaten gesehen: Der Großteil (61%) rechnet mit schlechteren Erträgen in sechs Monaten, nur sieben Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Der Bewertungssaldo sank von -37 Prozentpunkten im Vorquartal auf nunmehr -55 Prozentpunkte.
Produktionsbetriebe unter enormem Kostendruck
Außerdem gehen nur mehr 40 Prozent der befragten Betriebe davon aus, in den kommenden drei Monaten gute Verkaufspreise erzielen zu können. „Das ist insofern schwierig, als die Unternehmen die aktuell hohen Rohstoff- und Energiekosten weitergeben müssen, weil sie nur dann verlustfrei produzieren können. Man sieht, dass der Handlungsspielraum immer enger wird“, so Salzer. Weiter verschärft wird der Kostendruck durch Vorbereitungen, die die Unternehmen nun treffen müssen, falls doch kein oder nur weniger Gas geliefert werden kann. „Die Betriebe brauchen Unterstützung für die Umrüstung ihrer Anlagen sowie die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Um den kurzfristigen Umstieg auf Alternative Energiequellen zu ermöglichen, müssen auch die Emissionsgrenzwerte angepasst werden“, fordert Salzer.
Keine Besserung des Fachkräftemangels in Sicht
Laut der Befragung rechnet der Großteil der Unternehmen (86%) mit einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand in drei Monaten. Nur elf Prozent rechnen mit einem höheren Beschäftigtenstand, drei Prozent gehen sogar von einem niedrigeren Personalstand aus. „Angesichts des Fachkräftemangels, der bereits jetzt akut ist, ist das eine besorgniserregende Entwicklung. Dazu kommt schließlich, dass in den unmittelbar bevorstehenden Jahren immer mehr Menschen ihre Pension antreten, während immer weniger Jüngere auf den Arbeitsmarkt nachrücken“, so Salzer.
Die aktuelle Geschäftslage, der Auftragsbestand sowie die aktuellen Auslandsaufträge werden von den befragten Unternehmen zu einem guten Teil positiv bewertet. Insbesondere die Auslandsaufträge werden von 88 Prozent der befragten Betriebe als gut, und nur von drei Prozent als schlecht bezeichnet, was einen eindeutig positiven Bewertungssaldo von +85 Prozentpunkten ergibt. „Das ist auf den industriegetriebenen Aufschwung vom Vorjahr zurückzuführen. Man sieht auch, dass sich die Investitionsprämie gelohnt hat. Ob diese Aufträge auch tatsächlich abgearbeitet werden können, hängt jedoch von der Verfügbarkeit von Gaslieferungen sowie von Rohstoffen und Vormaterialien ab,“ so Salzer.
Bei zwei weiteren Detailergebnissen wird zumindest ein vorsichtiger Optimismus sichtbar: So stieg der Bewertungssaldo für die Produktionsstätigkeit in drei Monaten von -3 auf +8 Prozentpunkte, jener für die Produktionskapazität in drei Monaten von
-8 auf +3 Prozentpunkte.