Kommentar von IV-NÖ-Vizepräsident Andreas Welser: "Mercosur und Neue Märkte"

Die Amtsübernahme von Donald Trump als US-Präsident und sein unverhohlener „America First“-Kurs verdeutlichen, wie wichtig eine starke und strategische Handelspolitik der EU ist. Wenn die USA verstärkt auf Protektionismus setzen, muss Europa aktiv gegensteuern. Das EU-Mercosur-Abkommen, eines der umfangreichsten Handelsabkommen der Welt, ist dabei ein entscheidender Baustein.

Als Unternehmer erlebe ich täglich, wie wichtig offene Märkte für die Wettbewerbsfähigkeit unserer österreichischen Produktionsbetriebe sind. Mercosur – ein Wirtschaftsraum mit über 260 Millionen Konsumenten – bietet enormes Potenzial, doch Zölle von bis zu 35 Prozent auf Industrieprodukte behinderten bisher den Zugang. Das Abkommen eliminiert 91 Prozent dieser Zölle und spart europäischen Unternehmen jährlich vier Milliarden Euro. Darüber hinaus liefert die Mercosur-Region essenzielle Rohstoffe, die für die Energiewende unverzichtbar sind.

Österreich hat bisher eine blockierende Haltung gegenüber dem Abkommen eingenommen. Dabei profitiert unser Land bereits jetzt erheblich vom Handel mit Mercosur-Staaten: 1.400 heimische Unternehmen sind dort aktiv, 32.000 Arbeitsplätze hängen an diesen Exporten, und allein 2021 betrugen die Warenexporte fast eine Milliarde Euro. Die neue Bundesregierung steht vor der Aufgabe, diesen Erfolg nicht zu gefährden. Ein Rückzug auf protektionistische Positionen, sei es durch Skepsis gegenüber der EU oder durch eine „Festung Österreich“-Mentalität, würde uns im globalen Wettbewerb massiv ins Abseits stellen.

Der Fokus der EU darf aber nicht allein auf Mercosur liegen. Weitere Märkte müssen erschlossen und Partnerschaften gestärkt werden – etwa mit Indien oder Australien. Sie sind ein Hebel, um den Industriestandort Europa zu stärken, Innovationen zu fördern und Investitionen anzuziehen.

Der Gewinn solcher Handelsabkommen wirkt sich direkt und langfristig aus: Mehr Investitionen bedeuten nicht nur Wachstum und Arbeitsplätze, sondern sichern auch stabile Steuereinnahmen. Damit schafft der Staat den finanziellen Spielraum, um in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz zu investieren. Eine dynamische, offene Wirtschaft stärkt das Vertrauen in den Standort Europa und macht uns resilienter gegenüber globalen Krisen.