Mit der Angelobung von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten wird Europa es nun mit einer US-Regierung zu tun haben, die eine protektionistische Politik verfolgt. „Trump hat diesmal ein klares Mandat, und man kann davon ausgehen, dass er viele seiner Wahlversprechen umsetzen wird“, erklärte Igor Sekardi, Leiter des IV-Bereichs Internationale Beziehungen & Märkte. Unterstützt durch republikanische Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses und einen konservativen Supreme Court könne Trump weitgehend frei agieren. Trumps Ankündigungen umfassen unter anderem höhere Importzölle auf europäische Produkte und massive Steuererleichterungen für US-Unternehmen. „Er strebt eine Industrie-Renaissance an, insbesondere durch die Unterstützung traditioneller Schwerindustrien und die weitere Senkung der Körperschaftsteuer auf 15 Prozent“, so Sekardi.
IV-Bereichsleiter Igor Sekardi gehört zu Österreichs führenden Experten für internationale Beziehungen: „Trump präsentiert sich gerne als Dealmaker.
Die EU sollte diese Eigenschaft nutzen, um Handelskonflikte zu entschärfen und eventuell neue Handelsvereinbarungen zu treffen.“
Die protektionistischen Maßnahmen der neuen US-Regierung könnten schwerwiegende Folgen für die europäische Industrie haben. „Zölle von zehn Prozent auf europäische Produkte wären ein massiver Rückschlag, insbesondere für exportstarke Branchen wie die Automobilindustrie“, warnte Sekardi. Auch eine Zunahme globaler Handelskonflikte sei zu erwarten. Für Österreich ist die Lage besonders heikel: Die USA sind nach Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt. „Mit 17 Milliarden Euro Investitionen und 65.000 Arbeitsplätzen vor Ort ist die wirtschaftliche Verflechtung enorm. Einschränkungen könnten daher besonders spürbar werden“, warnt Sekardi.
Trotz der Herausforderungen sieht der IV-Experte Chancen im Dialog mit der US-Regierung: „Trump präsentiert sich gerne als Dealmaker. Die EU sollte diese Eigenschaft nutzen, um Handelskonflikte zu entschärfen und eventuell neue Handelsvereinbarungen zu treffen.“ Proaktives Handeln sei jetzt besonders wichtig, um die transatlantischen Beziehungen zu gestalten. Zudem betonte Sekardi die Notwendigkeit, dass sich die europäische Handelspolitik noch breiter aufstellt: „Es ist dringend erforderlich, neue Absatzmärkte zu erschließen und Handelsabkommen wie das mit Mercosur voranzutreiben.“ Eine stärkere Diversifikation könne Europa helfen, sich unabhängiger von den Entwicklungen in den USA zu machen. „Die Wettbewerbsfähigkeit Europas steht unter massivem Druck“, weiß Sekardi. Günstigere Energiepreise und weniger Bürokratie in den USA verschärften den Wettbewerb. Europa müsse dringend Reformen umsetzen, um global konkurrenzfähig zu bleiben: „Das sollte ein Weckruf für die EU und die nationalen Regierungen sein, ihre Strategien anzupassen und die Rahmenbedingungen für die Industrie zu verbessern.“