Bildung und Gesellschaft

Fachkräftemangel in NÖ Industrie verschärft sich weiter

Mehr als acht von zehn Betrieben betroffen – IV-NÖ und WKNÖ-Sparte Industrie starten neue Imagekampagne. 

Der Fachkräftemangel in Niederösterreichs Industrie verschärft sich weiter. Mehr als acht von zehn Industrieunternehmen geben in einer neuen Umfrage an, dass sie vom Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen sind. Die Industriellenvereinigung NÖ und die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer NÖ halten nun mit einer neuen Imagekampagne dagegen und wollen damit verstärkt Jugendliche für Industrieberufe begeistern.

Konkret geben 48 Prozent der niederösterreichischen Industriebetriebe an, vom Fachkräftemangel eher stark betroffen zu sein. Bereits 33,6 Prozent sind das sehr stark. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren 21,7 Prozent der Industriebetriebe sehr stark betroffen. Das Problem verschärft sich also. „Im Vorjahr war jeder fünfte Betrieb von fehlenden Fachkräften sehr stark betroffen. Jetzt ist es jeder dritte. Und wir dürfen nicht zulassen, dass es nächstes oder übernächstes Jahr jeder zweite ist. Das würde unsere Unternehmen massiv zurückwerfen. Und unseren gesamten Wirtschaftsstandort auch“, warnt WKNÖ-Industriespartenobmann Helmut Schwarzl.

„Vor allem im MINT-Bereich, also im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik werden Fachkräfte gesucht. Gerade in diesem Bereich entstehen die Jobs der Zukunft. Wir können auch nicht mit einer Entspannung der Situation rechnen, denn aufgrund der demografischen Entwicklung – Stichwort geburtenschwache Jahrgänge und Pensionierungen – ist der aktuelle Fachkräftemangel nur ein Vorbote zu dem, was noch kommt“, so IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.

Über 200 Lehrbetriebe mit rund 2.600 Lehrlingen

In der NÖ Industrie gibt es aktuell über 200 Lehrbetriebe mit rund 2.600 Lehrlingen in Ausbildung. „Das vergangene Jahr hat auch gezeigt, dass Industrieberufe vergleichsweise krisensicher sind, weil die Betriebe auch im Lockdown weiterproduziert und die Versorgungssicherheit im Land gewährleistet haben“, so Salzer. Darüber hinaus bieten Lehrberufe in der Industrie überdurchschnittlich hohe Verdienstchancen. „Es ist nicht unüblich, dass man nach einer abgeschlossenen Industrielehre gleich gut oder sogar besser verdient als nach so manchem Hochschulabschluss. Auch beim Lebenseinkommen haben die ehemaligen Lehrlinge einen klaren Vorsprung“, erklärt Salzer.  

Irrglaube, dass Schule mehr bringt als Lehre

Ein Blick auf die Ursachen, die die Industriebetriebe für den Fachkräftemangel sehen, zeigt folgendes Bild:

·         Für 57 Prozent der Industrieunternehmen trifft es stark zu, dass es zu wenige fachliche Bewerber gibt.

·         Fast 26 Prozent sehen ganz massiv ein zu geringes Interesse an den in der Industrie angebotenen Berufen.

·         Und für über 30 Prozent sind Defizite in der Pflichtschulausbildung sehr stark zutreffend.

Man müsse verstärkt Ausbildungswege in das Schaufenster stellen, die in Bildungsdebatten - vor allem aber auch in vielen Familien - leider noch immer nicht jene Beachtung finden, die sie verdienen, so Schwarzl. „Wenn unsere Industriebetriebe gerade Menschen mit Lehrabschluss oder aus der HTL besonders intensiv suchen und brauchen, während es bei den Positionen für AHS-Maturanten tatsächlich ein Überangebot gibt, zeigt das die Diskrepanz. Und trotzdem ist von der AHS-Matura in der Öffentlichkeit noch immer viel öfter die Rede als vom Lehrabschluss. Es ist schlicht ein Irrglaube, wenn zu viele immer noch der Meinung sind, dass Schule mehr bringt als die Lehre. Das stimmt weder bei den Karriereaussichten, noch bei den Einkommen.“

„Wer engagiert die besten Bandleader?“

Aufgrund der nach wie vorherrschenden Pandemie konnten in diesem Herbst keine Tage der offenen Tür in der NÖ Industrie stattfinden. Dafür starten IV-NÖ und die Sparte Industrie der WKNÖ nun eine breitflächige Kampagne, um junge Menschen für die Industrie zu erreichen. „Wer spielt eine krisensichere Rolle? Wer engagiert die besten Bandleader? Wer verknüpft Erfolg mit Spannung? Wer auf der Webseite www.in-macht-sinn.at landet, bekommt die Antworten auf alle diese Fragen“, erklärt Max Mayerhofer (Agentur Attack), der kreative Kopf hinter der Fachkräftekampagne. Ausgearbeitet wurde die Kampagne von den Agenturen Heavystudios und Attack. Neben einem klaren Fokus auf Social Media umfasst die Kampagne auch Großflächenplakate und Inseratsujets.