Im sommerlich-heißen (Vor-)Wahlkampf ist das Thema Klimaschutz so populär wie nie zuvor. Zu Recht, denn was mit unserer Erde passiert, geht natürlich alle etwas an. Dass die Industrie ebenso einen Beitrag leisten muss, liegt auch auf der Hand. / Kommentar aus den "iv-positionen", Ausgabe Juli 2019
Österreichs Unternehmen sind schon Vorreiter, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht. Wir sind Musterschüler im sogenannten „Golden Plating“, dem Übererfüllen von EU-Mindeststandards, und zwar auch bei den Emissionswerten. Auch beträgt der gesamte CO2-Ausstoß aller EU-Länder nur rund zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.
Bereits jetzt hat China laut dem Klimaschutzbericht 2018 die EU bei den Pro Kopf Emissionen überholt. Das ist verheerend, wenn man bedenkt, dass China mehr als doppelt so viele Einwohner hat wie alle EU-Staaten zusammen. Wer schon einmal in China war, kennt den Smog und Feinstaub, der in vielen Regionen zum Alltag gehört. Wenn wir unseren Kindern einen gesunden Planeten hinterlassen möchten, brauchen wir daher dringend ein globales „Level Playing Field“ mit weltweiten Klimastandards.
Neben globalen Richtlinien fehlt es oft auch an einem grundsätzlichen Verständnis für das Thema Klimaschutz. Viele Maßnahmen sind umweltpolitischer Populismus und tatsächlich eher kontraproduktiv. So sorgt E-Mobilität zwar für deutlich weniger Emissionen im Betrieb, aber berücksichtigt man in einer Life-Cycle Analyse-auch die Produktion der Batterien, die auch lokale Probleme beim Abbau der Rohstoffe schafft, dann ist das Batterie-E-Auto nicht die Lösung. Ein massenhafter Umstieg auf E-Autos würde in der Umstiegsphase die Emissionen daher deutlich erhöhen. Auch der Verzicht auf Plastik bringt oft wenig, da etwa eine Einweg-Glasflasche in ihrer Gesamtbelastung nicht besser dasteht als eine Kunststofflasche.
Wie schwierig die Beurteilung und „Dingfestmachung“ von Emissionen ist, zeigt auch das Beispiel Video-Streamen. Da werden in derselben Zeit fünf bis zehn Mal so viel Emissionen verursacht wie beim Lesen eines Buches – natürlich inklusive der Herstellung. Vom kulturellen Wert eines Buches einmal abgesehen, klingt es einfach, durch eine CO2-Steuer mehr Anreize zum CO2 sparen zu geben. Die lokale Produktion ist leicht zu fassen, wie aber fassen wir die global verteilten Emissionen digitaler Medien?
Bis es soweit kommt, dass sich weltweit alle an die gleichen Regeln und Standards halten, ist es noch ein weiter Weg. Daher sollten wir uns für das Hier und Jetzt vor allem folgendem Gedanken widmen: Wer für Klimaschutz und Umweltschutz ist, der muss auch dafür sein, dass der Produktionsstandort Österreich erhalten bleibt. Denn die Verlagerung von Produktionen in andere Regionen der Welt könnte auf unserem Planeten noch mehr Schaden anrichten.