Die dritte Sitzung der IV-NÖ-Fokusgruppe „Künstliche Intelligenz & Digitalisierung“ am 13. November 2025 in der
Siemens City Wien rückte praxisnahe industrielle Entwicklungen in den Fokus.
Zum Auftakt des Treffens hob die Gastgeberin, IV-Vizepräsidentin und Siemens-Österreich-CEO Patricia Neumann die Relevanz des Themas für den Industriestandort Österreich hervor: „Die digitale Welt mit der realen zu verknüpfen – das ist für die Industrie der Schlüsselmoment. Wir stehen vor der Aufgabe, bestehende Prozesse intelligenter, effizienter und resilienter zu machen. Genau dafür brauchen wir Künstliche Intelligenz. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern ein zentraler Hebel, um die industrielle Wertschöpfung in Österreich langfristig zu stärken.“ Auch Fokusgruppen-Vorsitzender Gregor Glatz (Leiter Siemens Niederösterreich) betonte den Anspruch, das Thema praktisch greifbar zu machen: „Unsere Aufgabe ist es, Technologien greifbar zu machen. Wir wollen zeigen, wo KI heute bereits produktiven Mehrwert liefert – und welche Chancen sich für die Betriebe in Niederösterreich eröffnen.“
Industrie-Humanoide aus Österreich
Ein Schwerpunkt war die Präsentation des Linzer Unternehmens Iono Robotics. Gründer Ümit Bas zeigte, wie humanoide Systeme künftig Tätigkeiten in dynamischen Produktionsumgebungen übernehmen können. „Arbeitskräftemangel, Kosten- und Effizienzdruck verlangen neue Lösungen. Humanoide Roboter werden dabei ein entscheidender Bestandteil sein. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um die Geschwindigkeit ihres breiten Einsatzes“, ist er überzeugt.
Qualitätskontrolle neu gedacht
Anschließend demonstrierte Daniel Scheuchenstuhl (AI & Robotics Research Engineer bei Siemens), wie KI bereits heute in industriellen Anwendungen eingesetzt wird. Anhand eines konkreten Produktionsszenarios demonstrierte er ein geschlossenes KI-gestütztes Qualitätskontrollsystem, das Objekte erkennt, Fehler klassifiziert und mit Automatisierungstechnik verknüpft. Im Mittelpunkt stand das „AI Vision Blueprint“, ein modularer Lösungsansatz, der Unternehmen hilft, KI-basierte Qualitätskontrolle schneller und effizienter umzusetzen. Der Mehrwert: kürzere Entwicklungszeiten, höhere Genauigkeit und skalierbare Implementierungen auf Basis von Industrial Edge und standardisierter Automatisierung.
Energieeffizienz im Gebäudebereich
Wie digitale Steuerungsmodelle den Energieverbrauch großer Gebäude senken können, zeigte Michael Okoli (Head of Sales „Digital & Software“ bei Siemens, zuständig für Central and Eastern Europe). Seine Beispiele reichten von Lastmanagement bis zur automatisierten Optimierung von Heiz- und Kühlsystemen. Er verwies auf ungenutztes Potenzial: „70 Prozent aller Gebäude sind heute nicht automatisiert. Mit KI können wir Energieverbrauch, Betriebskosten und CO₂-Emissionen gleichzeitig reduzieren – ein Hebel, den wir viel stärker nutzen müssen.“
Einblicke in Labore und Anwendungen
Zum Abschluss folgten Rundgänge durch das Siemens-Digi Lab und das Buildings Visitor Center. Dort erhielten die Teilnehmer exklusive Demonstrationen zu industriellen Anwendungen und Smart-Buildings-Technologien. Die Gespräche vor Ort machten deutlich: Die Nachfrage nach praxistauglichen Digitalisierungslösungen steigt – und mit ihr der Bedarf an Austausch über konkrete Anwendungsfälle.


